Dienstag, 20. Mai 2014

Wanderausstellung "Armer Konrad" Stuttgart

Wanderausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg 

Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Konrad-Adenauerstr.4

Vom 20.5.-4.9.2014

 Im Württemberg des Jahres 1514

Ausstellung zum 500. Jahrestag

Armer Konrad war im Mittelalter ein Synonym für den gemeinen Mann, da dies ein häufiger Vorname dieser Zeit war, und arm war er ohnehin. Das entspricht etwa der heutigen Bezeichung von "Hinz und Kunz". 

Bauern und Bürger der Landgemeinden und etliche Geistliche schlossen sich zum Bund des "Armen Conrad" zusammen, um sich gegen die stärker werdende Entrechtung durch Herzog Ulrich zur Wehr zu setzen. 
Dieser betrieb eine regelrechte Umverteilungspolitik zu Lasten der kleinen Leute. Also prinzipiell genau wie heute immer noch.
Das Volk war bereits gebeutelt durch Missernten und die daraus resultierende wirtschaftliche Not.
Um seinen maßlosen Lebenswandel und seinen verschuldeten Haushalt zu finanzieren und zu sanieren, wollte der Herzog das reiche Burgund überfallen. Dafür benötigte er die Hilfe der reichen Patrizier.  Deshalb wandelte er eine geplante Vermögenssteuer in eine Verbrauchssteuer auf Fleisch, Wein und Getreide um. Er reduzierte die Maßgewichte für den Handel, was die armen Leute noch mehr in die Verzweiflung stürzen musste.

Das kommt einem doch alles irgendwie ziemlich modern vor. Es hat sich wohl in den letzten Jahrhunderten im sozialen Gefüge nicht wirklich etwas geändert. Mit dem einzigen Unterschied, dass heutzutage Banker, die Wirtschaftsbosse der Konzerne und Aufsichtsratsvorsitzende die Übeltäter sind, die sich auf Kosten der kleinen leute bereichern, und dass die Aufstände gar nicht erst entstehen, aber sonst... 

Der Protest gegen diesen Betrug veranlasste den "Gaißpeter" im Mai 1514 die sog. Wasserprobe durchzuführen.
Die neuen Gewichte des Herzogs wurden in die Rems geworfen. Sollten diese untergehen so sei der "Arme Conrad" im Recht.
Diese "Gottesurteil" brachte den Stein für den Aufstand ins Rollen.
Wilhelm Gaißer initiierte konspirative Treffen mit anderen Widerstandskämpfern.
Es folgten große Revolten in Markgröningen, Göppingen, Schorndorf, Waiblingen, Marbach, Großbottwar, Bietigheim, Vaihingen, Brackenheim und Güglingen.
In Schorndorf wurde von Georg Gaißer und Konrad Bregenzer eine "Kanzlei des Armen Konrads" eingerichtet. In Suttgart und Tübingen sammelte sich die Unterschicht zum Aufruhr.
Das geplante Treffen auf der Untertürkheimer Kirbe nahm solche Ausmaße an, dass der Herzog zu Zugeständnissen gezwungen werden konnte. Auf dem Marbacher Städtetag wurden von 16 Städten 41 Forderungen erhoben.

Tübinger Vertrag 

Der Herzog garantierte den Landstädten Mitsprache bei der Regierung, freie Wahl von Wohn- und Aufenthaltsrecht sowie ordentliche Gerichtsverhandlungen. Die Städte mussten sich dafür verpflichten dessen immense Schulden in Höhe von 920000 Gulden zu übernehmen und akzeptierten auch die Todesstrafe bei "Landfriedensbruch". Somit war der Aufstand niedergeschlagen und die Führer des "Armen Conrad" auf das Schafott geführt.
Durch die Entschuldung konnte der Herzog nun Söldner bezahlen und gegen die Unterschicht vorgehen. 1700 Aufständische wurden gefangen genommen in Kerker gesperrt, gefoltert, ermordet. Die Rädelsführer ließ er auf den Marktplätzen von Schorndorf, Stuttgart und Tübingen köpfen. Flüchtige wie Peter Gaiß wurden im Exil gefangen und öffentlichkeitswirksam hingerichtet.
5 Jahre später bereitete der "Schwäbische Bund" dem Herzog ein kurzes Ende. Der Friede sollte allerdings nicht lange halten.

 In der Ausstellung des Landesarchivs werden unter anderem auch Gerichtsakten aus der Zeit von Herzog Ulrichs Machenschaften ausgestellt.
Die Revolutionäre des "Armen Konrad" trugen ähnlich wie die "Bundschuhbewegung" in Baden auch eine Fahne als Symbol mit sich. Im Gegensatz zur Bundschuh-Fahne ist diese aber nirgends bildhaft, sondern lediglich  als wörtliche Beschreibung, überliefert.
Da Fahnen jedoch immer noch eine symbolträchtige Wirkung haben, sollte eine Nachempfindung eines "Konrad-Wimpels" Teil der Ausstellung sein. 

                                          zu sehen in den aufgeführten Ausstellungen
                                         Fahne des Aufstandes von 1514
                                         nachempfunden von Friederike Hoerst-Röhl

Hierzu wurde die Textil-Künstlerin Friederike Hoerst-Röhl beauftragt. Die Gestaltung dieser Fahne lag bei ihr in guten Händen.
 Es war nur überliefert, dass ein knieender Bauer vor einem Kreuz abgebildet war und die Worte "Der Arm Conrad" zu lesen waren.
Es mussten Recherchen angestellt werden bezüglich der Kleidung der damaligen Zeit, wie auch der Materialien und der möglichen Farben. Es sollte ja nicht wie Theater wirken sondern die mögliche reale Gestaltung gezeigt werden.


Weitere Präsentationen:
Bad Urach, Schloss                                         18.9.2014-18.1.2015
Marbach, Volksbank                                        4.2.  2015-30.4.2015
Bietigheim-Bissingen, Museum Hornmoldhaus  17.5.-20.9.2015
Böblingen, Bauernkriegsmuseum                      11.10.2015-8.1.2016

Info.: www.landesarchiv-bw.de/hstas

http://www.landesarchiv-bw.de/sixcms/media.php/120/56012/Ausstellung_Armer_Konrad.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Armer_Konrad 
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.ausstellung-zum-armen-konrad-gestaendnisse-unter-schwerer-folter.3c2f8bd0-e52c-4590-8363-1e8c2496d2d6.html

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