Mittwoch, 28. Januar 2015

Deutsche Identität ohne Auschwitz?

"Keine Deutsche Identität ohne Auschwitz"

Was heißt das für Individuen in Deutschland?

In seiner Rede zum 70ten Jahrestag der Befreiung von Gefangenen in Auschwitz sagte Joachim Gauck gestern: "Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz!"

Wenn der Bundespräsident damit meinte, Deutschland müsse immer noch und immer wieder daran arbeiten, dass es so etwas wie Auschwitz nie wieder geben darf, dann hat er wohl recht.

Bloß warum dann diese Formulierung, die sich genauso anfühlt, als wenn jeder einzelne diese Schuld, quasi als Erbsünde auf seinem Konto hat. Gilt das im übrigen auch für jene Deutsche, die uns aus anderen Ländern zugewandert sind? 

Ich bin auch der Meinung, dass wir alle darauf bedacht sein müssen, niemals wieder Menschen zu kasernieren und zu morden aus irgendeiner Ideologie heraus, gleich welcher Machart. 

Warum werde ich bei aller Übereinstimmung trotzdem den Eindruck nicht los, dass man uns Nachkriegskindern ständig einredet, wir tragen ebenfalls eine Schuld an diesen Greueltaten? Schon als wir noch in der Grundschule waren, haben unsere Lehrer, jedenfalls im Westen,  uns mit dieser Art der Erbsünde indoktriniert. Wehe, man hat widersprochen. Man sollte sich mitschuldig fühlen, vielleicht weil die Kriegsgenerationen sich selbst dann weniger schuldig fühlen konnten. Das ist wohl der Sinn einer gemeinsamen Sühne. Der, der es verbockt hat, hat weniger Schuld, wenn der Unschuldige einen Teil davon abnimmt.

Das ist ja auch kein Wunder, wenn die Religion schon das Recht hatte, uns eine ewige Erbsünde wegen Eva aufs Ohr zu drücken. Dann konnten die wirklich schuldigen Generationen uns ebenso zwingen an deren Schuld teilzuhaben. Mit gefangen -Mit gehangen. Du bist Deutscher, folglich von Geburt an schuldig.Es existiert jedoch keine Sippenhaft in unserem Jahrtausend in unserem Kulturkreis.

Noch in den 70ern konnte es einem Deutschen im Elass passieren, dass die Leute sich zwar untereinander auf Deutsch unterhielten, kamst Du als Deutscher dann dort in den Laden, wollten sie nur noch französisch mit Dir sprechen, obgleich unschwer zu erkennen war, dass man nicht der Tätergeneration angehörte. Die wirkliche Tätergeneration wollte ihre eigenen Nachfahren nicht von dieser Erbschuld freisprechen. Wir hatten uns gefälligst zu schämen. Wenn ich mir unseren Präsidenten so anhöre, erlebe ich dasselbe Schuldgefühl, von dem ich glaubte es sei überwunden.

Unsere eigenen Politiker wollen uns immer noch einreden, wir müssten uns dafür schämen Deutsche zu sein. Leider kann sich keiner sein Geburtsland aussuchen, wie wir wissen!

Wenn ich nur daran denke, wie schnell Juristen einknicken, wenn es darum geht, unschuldige Kinder vor körperlichen Schnitten zu bewahren, die ihnen aufgrund  der Religionszughörigkeit ihrer Eltern zugefügt werden. Kinderärzte vermitteln fachlich glaubhaft, wie unsinnig und schädlich Beschneidungen sind und trotzdem, erlaubt man solche Prozeduren bei kleinen Kindern. 

Da braucht nur ein Rabbi im Fernsehen zu jammern, ausgerechnet die bösen Deutschen wollten den Juden ihre Religion nehmen. Liebe Leute! Niemand will hier jemandem seine Religion nehmen, weil er nicht erlaubt, dass Kinder verstümmelt werden.

Wie kann man da nur klein bei geben? Was mag das wohl für ein Gott sein, der die Menschen erst nach seinem perfekten Vorbild erschafft und hinterher feststellt, dass der Mensch doch nicht perfekt konstruiert ist und deshalb von ihm verlangt, Teile, die dem göttlichen Konstrukteur nun mangelhaft erscheinen, einfach den Kleinsten bei vollem Bewußtsein wieder abzuschneiden? Ist da nicht vielmehr die Religion mangelhaft? 

Wenn jeder Mensch eine Würde und ein Recht auf körperliche Unversehrtheit hat, dann darf auch Juden und Moslems nicht erlaubt sein ihre Kinder zu verstümmeln unter dem Vorwand irgendeiner Religion. Diesen Mut muss ein Staat aufbringen, auch trotz oder gerade wegen Auschwitz.

Es kommt auch niemand ernsthaft auf die Idee den Italienern vorzuwerfen, was die alten Römer mal den Germanen angetan haben, oder die Spanier und Portugieser den amerikanischen Ureinwohnern. Das alles ist Geschichte, aus der wir zwar lernen sollen, aber weswegen heute niemand mehr beeinträchtigt werden kann. 

Jeder muss nach seinen eigenen Verbrechen bewertet werden und nicht nach denen seiner Vorfahren.

Ich meine. " Auschwitz ist ein geschichtlicher Faktor, den man berücksichtigen muss, aber ich habe auch ohne Auschwitz eine Identität!  Denn ich habe Auschwitz weder erlebt noch verursacht. Das gilt insbesondere für eingebürgerte Deutsche!"

 

http://meta.tagesschau.de/id/94639/gauck-sieht-keine-deutsche-identitaet-ohne-auschwitz 

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